Hinter den Kulissen der Tierhalle
Pferdewissenschaftsstudentin Johanna Geibel möchte in der Tierhalle Begegnungsplätze schaffen und Grüne-Woche-Gästen die Hintergründe, Tiere und Menschen der Tierhalle näherbringen.
Johanna Geibel studiert Pferdewissenschaften. Das Praktikum im Projektteam der Grünen Woche ist ihr erster Bürojob. „Ich arbeite sonst immer auf dem Pferd oder im Stall“, sagt sie. Tools wie Outlook und Teams waren ihr zu Praktikumsbeginn so fremd, wie vielen Städtern die Stallarbeit und die Tierhaltung.
„Es passiert wirklich, dass Leute fragen, ob die Kuh lila ist und ob aus braunen Kühen der Kakao kommt“, erzählt Johanna Geibel. Deshalb ist die Tierhalle für Züchterinnen, Züchter, Landwirtinnen und Landwirte ein wichtiger Begegnungspunkt. Sie möchten Hintergründe zeigen, aufklären und mit Vorurteilen aufräumen. „Unser Herzblut steckt darin, diese Halle und unsere tägliche Arbeit den Menschen nahe zu bringen“, sagt Martin Seidl von den Rinderfreunden Deutschland. Als 17-Jähriger war es zum ersten Mal dabei, in diesem Jahr feiert er seine 35. Grüne-Woche-Teilnahme.
Dazu hätte er auch gerne zwölf seiner Rinder mitgebracht, die mussten aber aufgrund der Maul-und Klauenseuche zu Hause bleiben. Stattdessen demonstrieren Plastikkühe aus Fulda und Niedersachen die Größen der Boxen. Auf einem Bildschirm wird live aus dem Kuhstall von Hemme Milch aus Angermünde gestreamt und in einer leeren Box können Kinder mit Trettreckern durch das Stroh brausen. „Das kommt richtig gut an. Wir wollen die Halle in Zukunft noch interaktiver gestalten“, sagt Martin Seidl.
Jahr für Jahr sind die Boxen erweitert worden
Das Herzstück der Tierhalle ist der Reitring. Sechs bis sieben große Lkw-Ladungen Sand wurden eingebracht, verdichtet und gewalzt, um perfekte Bedingungen für die Tiere zu schaffen. Sowohl für das Reitturnier Hippologica, das vom 24. bis zum 26. Januar in Halle 25 ausgetragen wird als auch für das Tierschauprogramm, bei dem Züchterinnen und Züchter ihre Tiere vorstellen. Auch Ole Peter vom Landwirtschaftsbetrieb Gransee präsentiert seine Rheinisch deutschen Kaltblüter im Tierschauprogramm. Die Rasse ist vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutztierrassen in Deutschland. „Wir wollen den Besucherinnen und Besuchern die Tiere präsentieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Ole Peter. Sechs Stuten hat der Züchter mitgebracht, die zwei Mal täglich im Showprogramm auftreten. Stute Annika von Gransee ist schon das neunte Jahr dabei.
„Wir füttern und misten immer vor und nach den Besuchszeiten. Zwei Mal am Tag putzen wir die Pferde und checken regelmäßig, ob es ihnen gut geht“, sagt Ole Peter. Aufregung würde man bei den Tieren zum Beispiel daran erkennen, dass der Bauch angespannt ist oder die Füße empfindlich sind, erklärt er. Wenn die Ohren des Pferdes halb hängen und die Lieder halb geschlossen sind, bedeutet das nicht, dass es dem Pferd schlecht geht. Im Gegenteil: „Die Tiere sind dann entspannt. Die schlafen.“ erklärt Johanna Geibel.
Die Boxen für die Kaltblüter sind zwölf Quadratmeter groß. Jahr für Jahr sind die Boxen für Pferde, Esel und Rinder erweitert worden. „Wir achten darauf, dass die Tiere sich zurückziehen können und die Messegäste sie nur anfassen können, wenn die Pferde das auch wollen. Sie kommen dann von selbst nach vorn ans Gatter“, sagt Johanna Geibel. Nicht alle Tiere stehen in Halle 25. In Halle 26, für das Publikum nicht zugänglich, sind über 100 Pferdeboxen eingebaut worden. Hier stehen die Tiere, die für die Bundesschauen und die Hippologica anreisen.
„Das Stallpersonal und die Messe helfen uns wirklich sehr“, sagt Ole Peters. Rund um die Uhr ist ein Tierarzt vor Ort. Jeden Morgen und jeden Abend wird durch die Lichtschaltung über zwei Stunden Dämmerung simuliert, um den gewohnten Tagesablauf der Tiere nachzuahmen. „Wir haben hier einen ganz besonderen Zusammenhalt in Halle 25. Wir kommen an Anfang alle allein und gehen nach der Grünen Woche als Familie“, sagt Ole Peter.
Um mehr davon zu zeigen, wünscht sich Johanna Geibel, in Zukunft regelmäßig Führungen hinter die Kulissen der Tierhalle für Messegäste anzubieten. Der Testlauf mit dem Team der Messe-Berlin am Dienstagmorgen war das Pilotprojekt und ein voller Erfolg.