Schneckenpaste, Baumkuchen und köstlichste Kekse
Sachsen-Anhalt zeigt auf der Grünen Woche, was das Land alles kann: von traditioneller Handwerkskunst bis zu wegweisenden Innovationen.
Fünf Männer sitzen gut gelaunt vor großen Biergläsern. Die Skatfreunde aus Reupzig bei Köthen fahren jedes Jahr zur Grünen Woche. Da kommt ihr Kumpel Jens zurück. Er hatte „etwas Besonders“ versprochen. Nun hält er ihnen einen Teller Brotstückchen mit Paste vor die Nase. „Hier, Leberwurst“, flunkert Jens, ohne auch nur ein bisschen rot zu werden. „Ach, hör auf“, entgegnet einer aus der Runde: „Das hast du doch von dem Schneckenstand da hinten geholt.“ Schlagartig sinkt die Stimmung am Tisch. Schneckenpüree? Die Vorstellung schafft auch gestandene Männer. Vier raffen sich irgendwann auf, und – na ja: „Doch, schmeckt wirklich wie Leberwurst, ganz gut eigentlich.“
Schneckenpaste „Altmark“ oder „Asia“
„Es braucht ein bisschen Überwindung“, gibt Luise Ringel zu, während sie Probierhäppchen mit Schneckenpaste über den Tisch reicht. Neugierige Schülerinnen und Schüler, Männer und Frauen jeden Alters bleiben fasziniert am Stand der Schneckenzucht Altmark stehen, wo zwei Dutzend Weinbergschnecken in einem mit Erde und Futter bestückten Glaskasten herumturnen. „Schneckenfleisch ist sehr fettarm und eher neutral im Geschmack, von der Konsistenz her ähnlich wie Rinderzunge“, erklärt Luise Ringel, die mit ihrem Mann den Familienbetrieb auf der Grünen Woche vertritt.
Seine Mutter Carmen Kalkofen ist Chefin des alteingesessenen Spargelhofes bei Tangerhütte und „extrem experimentierfreudig“, wie die Schwiegertochter erzählt. So schloss sich Kalkofen einem Forschungsprojekt an, räumte einen Hektar für die Schneckenzucht frei – und kann nun die ersten Produkte anbieten. Die Hochschule Anhalt entwickelte drei Schneckenpasten – „Altmark“ mit Majoran, „Italia“ mit Tomate, „Asia“ mit Kurkuma – sowie zwei Ragouts (Jägertopf und Puszta), die nun auf der Grünen Woche in der Sachsen-Anhalt-Halle 23 zu kaufen sind. Ziel des Projektes ist es, die Tiere als Ganzes zu verwerten. Das Leibniz-Institut Dresden untersucht die Verwendung des Schneckenschleims.
Es gibt so einiges zu entdecken in Halle 23. heiße Hanfschokolade zum Beispiel, handgesiedete vegane Seifen aus der Klostermanufaktur Helfta, „Harzer Nussliebe“, aber auch jede Menge Mettwürstchen und „Rauchpeitschen“.
Baumkuchen mit Blütenpracht
Baumkuchen gehört einfach zu Sachsen-Anhalt. „Grüne Woche 2025 – Wir sind für Sie da – Daniela & Sandra“ steht in grünem Zuckerguss auf einem fast meterhohen Exemplar mit rosa Blütendekor. Designt und gemacht hat ihn Sandra Schröder. Die gelernte Konditorin ist Produktionsleiterin bei der Ersten Salzwedeler Baumkuchenfabrik Hennig und entwirft dort alles, was sich Kundinnen und Kunden wünschen. Aus Marzipan formt sie Teddys, Pferde, Fußbälle oder auch den Kussmund der Aida – für ein Paar, das auf dem Schiff seinen Hochzeitstag feierte. „Zur Grünen Woche bringen wir jedes Mal eine andere große Torte mit“, erzählt Kollegin Daniela Böttcher.
Schmeckt nach mehr: Butterkeks mit Waffel und Nougatcreme
Schräg gegenüber verkauft der Familienbetrieb Wikana zartmürbe Kekse: Butterkekse, Othello-Kekse, Wikinger-Kekse mit Zitronen- oder Nougatcreme, Kalter Hund, um nur einige zu nennen. „Das Besondere an unseren Keksen ist, dass wir für jede Sorte ein eigenes Rezept haben“, sagt Marketingleiterin Nicole Witting. „Wir haben auch Bio-Kekse aus Dinkel, und grundsätzlich arbeiten wir ständig daran, den Zuckergehalt zu reduzieren.“ Besondere Empfehlung: Waffel& Keks – oben Waffel, unten Keks, dazwischen Nougatcreme. Wer mehr will, kann die „Wikana Kekswelt“ direkt neben der Fabrik in Lutherstadt Wittenberg besuchen.