Veranstalter / Organizers:
Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
16-25 Jan 2026
Grüne Woche
16-25 Jan 2026

„Wir müssen den Beruf des Landwirtes wieder interessant machen“

Der neue EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat klare Vorstellungen davon, wie Europa seine Landwirtschaft wetterfest aufstellen kann. Auf der Grünen Woche formulierte er seine Forderungen.

Nur sechs Wochen nach seinem Amtsantritt hat sich der neue EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung Christophe Hansen auf der Grünen Woche mit seinen Ideen für die Zukunft der europäischen Landwirtschaft vorgestellt. In der Vergangenheit habe es zu oft polarisierende Diskussionen zwischen Landwirten, Lebensmittelproduzenten und der Zivilgesellschaft gegeben. „Es ist mir ganz wichtig, dass diese Polarisierungen aufhören“, sagte der Luxemburger.

Mit Exportüberschüssen von rund 70 Milliarden Euro im Jahr sei die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftssektor, der großartige Arbeit leiste, aber mehr Sicherheit benötige. „Wichtig ist, dass wir die Herausforderungen angehen“, betonte Hansen und nannte als erstes die Umsetzung von Klimazielen: Die Landwirte seien „die Letzten, die sich dagegen wehren“. Denn Landwirte seien angesichts von Trockenheit oder Überschwemmungen „die ersten Opfer, aber auch unsere beste Verteidigung gegen den Klimawandel“. Die sei „ein Punkt für die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU), die ich in gut einem Monat vorstellen werde“.

Nachwuchssorgen in der Landwirtschaft

Um die Lebensmittelproduktion in der EU quantitativ und qualitativ für die Zukunft zu sichern, „müssen wir auch dafür sorgen, dass der Beruf des Landwirtes wieder interessanter wird“, sagte Hansen. Derzeit seien nur knapp zwölf Prozent der Landwirte in der Europäischen Union unter 40 Jahre alt, das Durchschnittsalter liege bei 57 Jahren. „Das ist ein sehr großes Problem. Wir müssen uns die Frage stellen: Was ist der Grund?“

Landwirtinnen und Landwirte bräuchten zum einen faire Preise für ihre Produkte, sie benötigten Vorhersehbarkeit, um planen und investieren zu können, und weniger Papierberge und Bürokratie. „Wir müssen eine Vereinfachung hinbekommen“, mahnte Hansen. Die Europäische Kommission habe bereits 2024 ein Vereinfachungspaket auf den Tisch gelegt. „Ich bin der Meinung, dass wir da noch einen Schritt weitergehen können und dass wir das auch in diesem Jahr schaffen können.“ Er werde im Rahmen der aktuellen GAP ein solches Paket vorlegen, das in erster Linie bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommen solle.

Ein Sicherheitsnetz gegen „geopolitische Schocks“

Bei seiner Vision von der Landwirtschaft der Zukunft wolle er auf Konsens bauen, erklärte Hansen. Dafür werde er sich mit dem neu gegründeten European Board of Agriculture and Food abstimmen, das derzeit aus 190 Kandidaturen seine Mitglieder zusammenstelle. Eine Aufgabe werde auch sein, die europäische Landwirtschaft „besser vor geopolitischen Schocks zu schützen“, betonte der EU-Kommissar.

Militärische Blockaden von Agrarprodukten wie etwa aus der Ukraine destabilisierten die Märkte. Oder wenn China Zölle auf Europas Milchprodukte verhängen wolle oder die nächste Trump-Administration in den USA wie schon in der ersten Legislatur Streits um Airbus mit Zöllen auf Parmesan bestrafe, dann sei das de facto Erpressung – und Faktoren, auf die sich einzelne Landwirtinnen und Landwirte nicht vorbereiten können. „Wir brauchen ein finanzielles Sicherheitsnetz wie auch ein legales Sicherheitsnetz“, sagte Hansen, nur so sei Europas Landwirtschaft zu schützen und die Einheit der EU garantiert.

Christophe Hansen_EU Kommissar