Von Bestäubungswundern und Konfetti-Honig aus der Region
Honig ist auf der Grünen Woche sehr beliebt. Vertreterinnen und Vertreter des deutschen Imkerbunds erklären den Messegästen ihre Arbeit, die Arbeit der Bienen und die Bedeutung regionaler Produkte.
Die kleine Spielzeugbiene rollt über das Spielbrett. Eine Drehung nach links, geradeaus, nochmal nach rechts und schon ist sie auf dem Feld der Bestäubung angekommen. Am Stand des Deutschen Imkerbundes e.V. können Besucherinnen und Besucher Schritt für Schritt und sehr spielerisch den Prozess der Honigerstellung nachverfolgen (3.2/301).
Honig ist ein beliebtes Produkt auf der Grünen Woche. Auf die Frage, was ihr persönliches Highlight auf der Messe war, sagte eine Besucherin: „Der Honig in der Berlin-Halle, weil der sehr köstlich war.“ Vielleicht war sie bei der Berliner und Brandenburger Bioland Imkerei Honigtreu (21/111 und 125). Auch die Inselmühle Usedom bietet Honig an (5.2/228), in der Bienenwirtschaft Meissen aus Sachsen wird seit über 70 Jahren Honig abgefüllt (21/212). Hof Behn aus Niedersachsen hat Konfetti-Honig (Halle 20, 102) und aus Ludwigsfelde im Landkreis Teltow Fläming kommt der Pilotenhonig (21/149).
Honig von Usedom bis Bulgarien
Auch auf der World Tour kommen Honigfreunde auf ihre Kosten: Auf einer Farm von 3,5 Hektar Anbaufläche mit Lavendelplantagen und 20 Bienenfamilien produziert „Atanasov 67 and Son“ aus Bulgarien seit 2008 zertifiziertes Lavendelöl und Naturhonig (11.2/109). Honig mit Apfel, Minze und Zitrone gibt es in Polen bei der Imkerei Muskauer Heid (11.2/109). Vertreterinnen und Vertreter vom finnischen Verband der dunklen Bienen weisen an ihrem Stand auf die vom Aussterben bedrohte Nordbiene hin (8.2/116).
Deutschland ist Weltmeister im Honigverbrauch
Beim Landesverband der Imker Mecklenburg-Vorpommern e.V. (5.2b/205) können sich Messegäste von 10 bis 18 Uhr über Honig, Wachs, Pollen und Propolis, die Bestäubungsleistung der Bienen und Imkerei im Allgemeinen informieren. „Uns geht es gar nicht darum, Honig zu verkaufen. Wir wollen Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Tierärztin Dr. Ella Fischer. Auch Klaus Schmieder, Vizepräsident des Deutschen Imkerbunds nimmt sich Zeit. Er rechnet vor: Durch die 150.000 regionalen Imkerinnen und Imker und ihre etwa eine Millionen Bienenvölker werden jährlich etwa 20.000 bis 30.000 Tonnen Honig produziert. Der Honigverbrauch in Deutschland liege allerdings bei 80.000 Tonnen im Jahr. „Deutschland ist Weltmeister im Honigverbrauch und somit ein traditionelles Honigeinfuhrland“, sagt Schmieder. Viele der besonders aus den USA importierten Produkte seien wesentlich billiger als die der regionalen Imker, allerdings häufig von Faulbrutsporen durchsetzt, erklärt Dr. Ella Fischer.
Die Bedeutung der Bestäubung
Außerdem sei der wichtigste Teil der Imkerei nicht der Honig, sondern die Bestäubung, sagt Klaus Schmieder. In gläsernen Säulen stellt der deutsche Imkerbund dar, wie sich Ernteerträge bei Äpfeln, Birnen, Raps und Rotklee mit und ohne Bienenflug unterscheiden. Besonders bei Rotklee ist die Zahl eindrucksvoll. Ohne die Bestäubungsleistung der Biene wäre der Ernteertrag um 90 Prozent geringer. „Natürlich können auch Wildbienen und Hummeln bestäuben. Ihre Bestände gehen aber zurück und im Gegensatz zu Wildbienen und Hummeln lassen sich Honigbienen leichter nachzüchten“, sagt Schmieder.
Natur nutzen mit Respekt
Die 150.000 kleinen Imkereibetriebe in Deutschland sind für die Bestäubung zuständig, die dazu führt, dass Lebensmittel wie die oben genannten, aber auch Ackerbohnen, Buchweizen, Möhrensamen oder Kirschen in ausreichender Qualität und Quantität wachsen. Bienen haben einen Flugradius von drei bis vier Kilometern, daher ist die aktuelle Struktur mit vielen regionalen Familienbetrieben, die Imkerei vor allem aus Liebhaberei betreiben günstig, um möglichst viele Ackerflächen bestäuben zu können. Mit der Präsenz auf der Grünen Woche möchte der deutsche Imkerbund den „echten deutschen Honig“ präsentieren, der 2025 seinen 100. Geburtstag feiert. Es geht aber vor allem darum, den Fokus auf die Bedeutung regionaler Produkte zu richten. „Es ist egal, ob der Honig finnisch ist, ungarisch oder italienisch oder deutsch. Es kommt nur darauf an, dass der Honig, den die Menschen sich kaufen, unverfälscht und unbehandelt ist. Und das funktioniert am besten regional“, sagt Klaus Schmieder.
„Unser Bestreben ist es, die Natur zu achten, zu schützen, zu bewahren und auch zu nutzen – aber mit Respekt“, sagt er. Dazu gehört für ihn auch, den eigenen Verbrauch an Produkten wie Fleisch oder Honig im Blick zu behalten. „Der größte Schädling, den es gibt, sind wir selbst“, sagt er.