Wo die Weinkönigin zur Weinprobe lädt
Sechs Weingebiete hat Rheinland-Pfalz. Auf der Grünen Woche präsentieren sie ihre Weine nicht nur an den Ständen, sondern auch bei zwei Weinproben täglich, zusammen mit jeder Menge Hintergrundwissen.
Ein Raunen geht durch die kleine Lounge, als Anna Zenz die Gäste begrüßt und sich vorstellt: „Ich bin die Weinkönigin von der Mosel.“ Damit hatte hier niemand gerechnet. Die 23-Jährige trägt auch gar kein auffälliges Kleid, wie man es von einer Weinkönigin erwarten könnte, sondern einen grünen Hosenanzug und eine sehr moderne Krone, die auch als Haarschmuck durchgehen könnte. Aber die 15 Teilnehmenden, die sich zur Weinprobe an diesem Nachmittag eingefunden haben, freuen sich umso mehr: Wer könnte ihnen die drei Weine, ihre Herkunft und die Hintergründe besser erklären als die Weinkönigin höchstselbst?
Rheinland-Pfalz hat das größte Weinanbau-Gebiet Deutschlands. Folglich dreht sich auf der Grünen Woche in Halle 6.2 am Stand von Rheinland-Pfalz alles um den Wein aus den sechs Anbaugebieten des Bundeslandes. Etwa ein Dutzend Weingüter haben eine Auslese mitgebracht. Die Weinköniginnen und Weinkönige stellen täglich die besten Weine ihrer Region vor. Den Anfang machen Anna Zenz und ihr Kollege Levin McKenzie, der Weinkönig von Rheinhessen. Morgens ist der eine dran, nachmittags die andere. Im Laufe der Woche werden die Produkthoheiten der anderen vier Regionen Mosel, Pfalz, Ahr und Mittelrhein übernehmen.
Drei Runden Riesling und jede Menge Wissen
Anna Zenz hat zu ihrer Probe drei Riesling-Kabinett mitgebracht: einen trockenen, einen feinherben und einen lieblichen. Alles Qualitätsweine, Prädikatsweine sogar – die besten Jahresweine 2023 von der Mosel, die in einem strengen Auswahlverfahren gekürt wurden. Während sie von Tisch zu Tisch geht, um die erste Runde Riesling auszuschenken, fängt sie schon an zu erklären was es mit diesem Wein speziell auf sich hat, aber auch generell, dass an der Mosel zu 91% Weißwein angebaut wird und zu 62% Riesling-Trauben.
Nach drei Runden hat man nicht nur köstlichen Wein genossen, sondern auch einiges erfahren über rote, blaue und graue Schieferböden und ihre Auswirkungen auf die Trauben. Über Hanglagen und Steillagen, Zuckergehalt und Gärverfahren. Dabei dauert die Probe nur eine halbe Stunde. Iris Rapoport und Detlef Lußky sind jedenfalls hochzufrieden. Die beiden Berliner Rentner haben vor vielen Jahrzehnten zusammen die Schulbank gedrückt. „Und jetzt lernen wir gemeinsam weiter“, scherzt Detlef Lußky, und Iris Rapoport sagt: „Toll, dass man hier so viel Wissen mitnehmen kann, damit hatte ich gar nicht gerechnet.“ Ihre Familie väterlicherseits hatte selbst Weingüter in Rheinland-Pfalz, deshalb wollte sie unbedingt hierher. Und der Wein selbst? „Toll“, sagt Detlef Lußky. „Alle drei - aber der erste war wirklich der Renner.“
Die Weinproben finden täglich um 11 und um 15 Uhr in Halle 6.2 statt - gegenüber dem Food-Tresen. Die Teilnahme ist kostenlos.