Veranstalter / Organizers:
Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
17-26 Jan 2025
Internationale Grüne Woche
17-26 Jan 2025

ValueGrain gewinnt die Startup-Days

Mit der Idee, einen ungenutzten Rohstoff, der im Brauerei-Prozess entsteht weiterzuverwenden, setzt sich ValueGrain aus Hamburg bei den Startup-Days der Grünen Woche gegen starke Konkurrenz durch.

Tim Gräsing hat eine Technologie entwickelt, die Biertreber aus Brauereien zu einem flüssigen Mehl verarbeitet. „Jährlich fallen global bis zu 40 Millionen Tonnen Treber an, die es nicht zurück in die Lebensmittelprozesse schaffen“, erklärte der ausgebildete Biersommelier vom Institut für Bierkultur in Wien am Mittwochnachmittag bei seinem Pitch auf der Bühne der Startup-Days. Das möchte er ändern.

Viereinhalb Stunden später stand Tim Gräsing wieder auf der Bühne und nahm von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, den Preis für den ersten Platz bei den Startup-Days entgegen. Durch den Sieg erhält das Unternehmen aus Hamburg einen kostenlosen Stand auf der Grünen Woche 2026, eine Wildcard für ein Bootcamp der landwirtschaftlichen Rentenbank und einen Coaching-Gutschein im Wert von 1.000 Euro.

Hohe Leistungsdichte wie noch nie

„Gratulation an alle Mitbewerber. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass wir gewinnen“, sagte Tim Gräsing. Das Niveau bei den siebten Startup-Days war sehr hoch. „Wir hatten zehn herausragende Startups, eine Leistungsdichte wie noch nie und eine große Breite an Produkten, technische und KI-basierten Lösungen“, sagte Gerald Dohme, Jury-Vorsitzender und stellvertretender Generalsekretär beim Deutschen Bauernverband.

Zum siebten Mal wurde auf der Grünen Woche der Preis für junge Startups aus der Agrartechnik und Foodbranche in Kooperation mit der Andreas-Hermes-Akademie und der Rentenbank verliehen. In zwei Pitch-Runden stellten sich am Dienstag und Mittwoch zehn junge Unternehmen vor, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. In nur drei Minuten mussten sie ihre Idee präsentieren und anschließend für sieben Minuten die Fragen der sechsköpfigen Jury beantworten. Die Bewertung erfolgte in sieben Kategorien, darunter die Geschäftsidee, der gesellschaftliche Mehrwert, Skalierbarkeit sowie die Präsentation selbst. Die Preisverleihung fand auf der Bühne des Erlebnisbauernhofs auf Einladung des Forum Moderne Landwirtschaft statt. „Ich möchte allen Unternehmerinnen und Unternehmern danken, die es bis ins Finale geschafft haben. Danke für Ihren Einsatz und Ihren Mut, andere Perspektiven einzubeziehen. Das täte uns in der Politik auch mal ganz gut“, sagte Cem Özdemir mit einem Lächeln auf den Lippen.

Wertvolles Getreide weiterverwenden

Zu den Teilnehmenden gehörten unter anderem Esencia Foods und Nosh.bio, die vegane Fleischalternativen in unterschiedlichen Fermentationsverfahren auf Pilzbasis (Myzen) herstellen. Plances hilft Menschen in der Stadt ihre Pflanzen mit smarten Bewässerungssystemen gedeihen zu lassen. Safia hat eine Schnelltest-Technologie entwickelt, die Kontaminationen von Lebensmittelressourcen mit Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) frühzeitig erkennen kann.

Beliebt war auch die Idee von Karevo-Gründer Benedikt Keßler, der Kartoffeln mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sortiert. Oft habe er seine Eltern beobachtet, die Kartoffeln am Rollensortierer händisch auf Druckstellen, Schimmel oder andere Schäden überprüfen, berichtete er. Die Bilderkennung des nachrüstbaren Kartoffelsortiersystems kann laut Keßler sechs Defekte scannen und die Betriebe damit 400-800 Arbeitsstunden und 6.000-12.000 Euro im Jahr einsparen. „Ich bin begeistert davon, dass der Bedarf in einer kleiner bäuerlichen Familienstruktur entwickelt, wurde“, sagte Gerald Dohme.

Aber noch beeindruckter war die Jury schlussendlich von ValueGrain aus Hamburg. Mit seinem Unternehmen hat Tim Gräsing sich der Aufgabe verschrieben, Brauereien, den nicht mehr benötigten Biertreber abzukaufen und ihn dorthin weiterzuverkaufen, wo er gebraucht wird. Der veredelte Rohstoff, genannt „ValueGrain“ (wertvolles Getreide) kann bis zu 35 Prozent des Weizens und anderer herkömmlicher Mehle in Produkten wie Brot, Nudeln, Pizza oder Keksen ersetzen und auch als Hauptbestandteil von Fleischalternativen verwendet werden.

Die Aussteller von Morgen

„Alle in Deutschland trinken Bier, aber kaum jemand weiß, wie es hergestellt wird“, sagte Tim Gräsing in seinem Pitch bei den Startup-Days. Treber ist das Produkt, das bei der Maische entsteht, wenn das geschrotete Gersten- oder Weizenmalz mit Wasser erhitzt wird. „Treber ist eigentlich auch kein Abfallprodukt, sondern ein wirklich wertvoller Rohstoff“, sagte Gerald Dohme. Gemeinsam mit Dr.Oetker hat ValueGrain bereits für eine Pizza zusammengearbeitet, die 50 Prozent des Weizenmehls durch ValueGrain ersetzt. Im Sommer verschickt das Startup die erste Anlage nach Nigeria. Von den weiteren Entwicklungen kann Tim Grasing spätestens im kommenden Jahr berichten, wenn er als Aussteller im Rahmen der Startup-Days zur Grünen Woche zurückkehrt.

Zum Schluss versammelten sich noch einmal alle Finalistinnen und Finalisten auf der Bühne. „Das ist die Zukunft der Grünen Woche. Das sind die Aussteller von Morgen“, sagte Grüne-Woche-Direktor Lars Jaeger. Das stimmt. Mit Vorjahressieger Nico Hansen von Vanozza (27/224b), der zum ersten Mal auch Jury-Mitglied war, Pflanzentheke (Halle 6.2/105), EntoSus (1.2/150c) CinSOIL (Halle 22/118) und hülsenreich (21/230), sind fünf der zehn Unternehmen der Startup-Days 2024 noch bis Sonntag in den Grünen-Woche-Hallen anzutreffen.

Die Finalistinnen und Finalisten der Startup-Days 2025 auf der Bühne im ErlebnisBauernhof. Der Sieger ValueGrain hält seinen Preis in den Händen.

Die Finalistinnen und Finalisten der Startup-Days 2025. Sieger Tim Gräsing von ValueGrain hält seinen Preis in den Händen. Foto: Messe Berlin