Tannenpesto und Konfetti-Honig
Vier Braunschweigerinnen erkunden die Heimat in Berlin – die Niedersachsen-Halle der Grünen Woche – und siehe da: Es gibt auch für sie noch einiges zu entdecken.
Wo ist denn jetzt das Grünkohl-Pesto, von dem sie gehört hatten? Marianne, Helma, Jutta und Janine laufen durch die Niedersachsen-Halle. Vorbei an Schnuckenbier und Süßkartoffelchips, am Stand der Landjugend Kartoffelscheune gibt es immerhin Kartoffel-Sushi oder Grünkohl-Salat, beim Oldenburger Münsterland Grünkohl-Pfanne mit Pinkel. Na ja, das können sie zu Hause auch selbst kochen, das heißt dann Braunkohl mit Bregenwurst, und ein Winter ohne ist nicht denkbar.
Die vier Frauen kommen aus Braunschweig. Morgens um acht sind sie mit dem Bus angereist, um einfach mal wieder einen Tag auf der Grünen Woche zu verbummeln. So wie früher. Marianne, Helma und Jutta sind alle über 80 Jahre alt. Mariannes Tochter Janine hat sich frei genommen und freut sich über die vielen Entdeckungen, die sie in den Hallen macht. „Also, ich muss sagen, ich achte immer auf neue Sachen und probiere alles aus, aber hier habe ich schon ganz viel gesehen, was ich noch nicht kannte“, sagt sie und zieht die nächste Stofftasche hervor, um die Einkäufe zu verstauen.
Blütenpollen zum Knabbern
Der Hof Behnke zum Beispiel hat sehr seltenen Anis-Honig oder „Konfetti-Honig“ im Angebot: Rapshonig mit Blütenpollen, eine wahre Augenweide. „Das nehme ich mit“, sagt Janine. Die Blütenpollen gibt es auch extra im Glas, eine Mischung aus allem, was der Hof anpflanzt: Mohn, Hanf, Senf, Sonnenblumen, Raps und Lein. Kann man so wegknabbern, aufs Marmeladenbrot streuen oder in Joghurt geben.
Weiter geht es zu einem Doppelstand aus dem Harz. Auf der einen Seite Kräutertee, Salz- und Gewürzmischungen aus dem Kräuterpark Altenau. Auf der anderen Seite Hochprozentiges von der Klosterbrauerei Wöltingerode bei Goslar, zum Beispiel der Nusslikör „Angelina – Knackige Haselnuss“, die „Berliner Sophie – Milder Kümmel“ oder „St. Benno – Geheimnisvolle 21“, ein Likör aus Arnika mit Orangen-Aroma, Zimt und Nelken. Neu im Programm: „Wölti Sprizz“ als „Sweet“ (Holunderblütenlikör mit Waldbeeren) oder „Sour“ (Cita-Zitronenlikör mit Mango, Maracuja, Holunder). Die Einkaufstasche füllt sich weiter.
Staunen vor der langen Fischtheke, in der Dutzende Fische ausgestellt sind: „Ich habe noch nie einen Papageienfisch gesehen“, sagt Helma. „Strandschnecken – kann man die essen?“, fragt Marianne und zeigt auf eine Schüssel mit den sehr kleinen kugelförmigen Tieren. „Ja“, erklärt Janine. „Die werden gekocht, und dann musst du sie mit einem Haken rausholen.“ – „Da verhungere ich ja beim Essen“, sagt Marianne. Die Gruppe teilt sich: Milchshakes für Janine und Helma, Apfellikör für Marianne, „Red Passion“-Apfellikör mit Himbeere für Jutta. Fazit: Lecker! Und um Längen besser als der Apfelkorn im Sportheim früher.
Choco Loco – Haselnusscreme mit Yacon
Oh, Pesto! Allerdings kein Grünkohl-, sondern Tannenpesto von der Lieblingstanne GbR. Die Schwestern Saskia und Sveja Blümel führen den Familienbetrieb fort: klassischer Weihnachtsbaum-Anbau. „Aber wir haben uns überlegt, dass wir mehr daraus machen wollen“, erzählt Saskia Blümel. „Jetzt haben wir alles, was man aus der Tanne machen kann.“ Zum Beispiel Seifen und Badesalz, Tannen-Eierlikör oder eben Tannenpesto, sehr feines Tannen-Gelee oder Senf aus Fichtennadeln.
Janine wird noch mal fündig: Maca-Pulver für das morgendliche Smoothie. Justinian Gomez Moreno bringt mit seinem Oldenburger Startup Andenkraft wenig bekanntes Superfood aus Lateinamerika nach Deutschland. Aus der Yacon-Wurzel, die als Süßmittel verwendet wird, macht er Sirup, Schoko- und Haselnusscreme oder Kakao-Nibs. Für die Braunschweigerinnen geht es zurück zum Bus – fünf riesige Hallen liegen auf ihrem Weg. Hoffentlich reichen die Taschen.