Neue Möglichkeiten durch die Startup-Days der Grünen Woche
Die Startup-Days bieten Einblicke in die neuesten Entwicklungen und Trends der Agrartechnik und Foodbranche. Zehn Unternehmen pitchen um den Sieg.
Nico Hansen hat die Seiten gewechselt. Im vergangenen Jahr überzeugte der Gründer aus Hamburg die Fachjury aus der Land- und Ernährungswirtschaft mit seiner veganen käsealternative Vanozza. Heute sitzt er selbst in der Jury, wenn die Startup-Days auf der Bühne in Halle 27 beginnen. „Ich freue mich, einfach mal zuhören zu können und zu genießen. Wenn ich selbst auftrete, bin ich ja doch angespannt“, sagt er.
Zum siebten Mal wird auf der Grünen Woche der Preis für junge Startups aus der Agrartechnik und Foodbranche in Kooperation mit der Andreas-Hermes-Akademie verliehen. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Rentenbank. An diesem Dienstag und Mittwoch (jeweils 13.30 – 14.20 Uhr) präsentieren zehn Unternehmen in nur zwei Minuten ihre Ideen und stellen sich anschließend acht Minuten lang den teilweise recht kniffligen Fragen der siebenköpfigen Fachjury aus der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Bewertung erfolgt in sieben Kategorien, darunter die Geschäftsidee, der gesellschaftliche Mehrwert, Skalierbarkeit sowie die Präsentation selbst. Die Sieger werden am Mittwoch um 18 Uhr in Halle 3.2 auf der Bühne des Erlebnisbauernhof gekürt.
„Wir hatten ein falsches Bild von der Messe“
Es geht aber nicht nur ums Gewinnen. Zwei Tage lang können die Unternehmen im Halle 27 ihre Produkte vorstellen und wichtige Kontakte knüpfen. Auch Dr. Michael Müller präsentierte sein Startup im vergangenen Jahr bei den Startup-Days. Die Pflanzentheke aus Lorsch hat sich zur Aufgabe gemacht, mit klimaresilienten Kultursystemen und Anbautechniken eine sichere und vertikale Kultivierung von Obst und Gemüse zu ermöglichen. Müller landete auf dem zweiten Platz. Anders als Nico Hansen und Vanozza (Halle 27/224b) gewann er keine kostenfreie Messebeteiligung. Trotzdem ist die Pflanzentheke dieses Mal als Aussteller dabei (Halle 6.2/105) – aus Überzeugung.
„Für uns war es total wichtig, dass wir die Grüne Woche im vergangenen Jahr durch die Startup-Days kennenlernen konnten. Wir hatten vorher ein vollkommen falsches Bild von der Messe. Wir treffen hier viele Landwirte und Direktvermarkter“, sagt er. Das haben auch die Teilnehmenden EntoSus (1.2/150c) und CinSOIL (Halle 22/118) erkannt und sind mit einem Messestand vertreten.
Die Startup-Days beginnen am Dienstag, 21. Januar um 11.00 Uhr mit einem Interview mit Grüne Woche Direktor Lars Jaeger. Abgerundet wird das Programm durch zukunftsweisende Talks, die Einblicke in die neuesten Entwicklungen und Trends der Branche bieten. Außerdem haben Schülerinnen und Schüler im Rahmen von „Startup-Days trifft young generation“ die Chance, Fragen an die Gründerinnen und Gründer zu stellen. Nico Hansen von Vanozza ist heute um 11.30 Uhr dabei (Halle 27).
Diese zehn Startups stehen im Finale
Knapp 30 Startups, die mindestens eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele erfüllen, haben sich mit ihren Innovationen für einen Platz bei den Startup-Days der Grünen Woche beworben.
Zehn von ihnen konnten sich für die Endrunde qualifizieren:
AGAi bringt mit "Frag den Bodenpapst" eine Plattform auf den Markt, die Bauern, landwirtschaftliche Unternehmer und Agronomen, sowie Expertinnen und Experten im Bereich der Bodenwissenschaften und Landwirtschaft mit generativer künstlicher Intelligenz gezielt unterstützen soll. Das Unternehmen befindet sich noch in Gründung. https://www.bodenpapst.de/#/de/home
AI.Land aus Krefeld will die Transparenz und Effizienz entlang der Wertschöpfungskette zwischen Gemüseproduzenten und Konsumenten durch den Einsatz innovativer Automatisierungstechnologien erhöhen. Unterstützt durch Robotik und ein Open-Core-Warenwirtschaftssystem können Erzeugerinnen und Erzeuger regionale Gemüseboxen direkt auf dem Feld produzieren und lokal vermarkten. https://www.a-i.land
Esencia Foods aus Berlin stellt Myzel-Biomasse für Food-Unternehmen her, die vegane Fleisch- und Fischprodukte produzieren. Herzstück des Startups ist die zum Patent angemeldete Solid-State-Fermentationsplattform. https://www.esenciafoods.co
Greenhub aus Leipzig startete als Universitätsprojekt. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Gewächshäuser und vertikale Farmen in hocheffiziente, nachhaltige Nahrungsmittelproduktionssysteme zu verwandeln. Durch den Einsatz modernster Technologie in kontrollierten Umgebungen wir das ganze Jahr über Ernteerträge und Ressourceneinsatz optimiert. https://greenhub.eu
Karevo hat eine nachrüstbare optische Sortieranlage entwickelt, die Kartoffeldefekte automatisch erkennt und so die Sortierarbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben erleichtert. https://www.karevo.de/#
Nosh.bio nutzt die mikrobielle Fermentation, um nahrhafte und hochwertige Proteine aus gentechnikfreien Pilzen herzustellen. Das Berliner Unternehmen bezeichnet das firmeneigene Verfahren als „den neuen Standard der Fermentation“. https://www.nosh.bio
Plances entwickelt smarte Bewässerungssysteme, die Balkone mühelos in grüne Oasen verwandeln. Langfristig verfolgt das Berliner Startup das Ziel, durch extensive Begrünung die Biodiversität in Städten zu fördern und den urbanen Lebensraum nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. https://plances.de/
SAFIA ist ein Spin-off der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Das Unternehmen bietet der Lebensmittel- und Agrarindustrie mit einer patentierten Schnelltest-Technologie eine effiziente Lösung, um Kontaminationen von Lebensmittelressourcen mit Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) frühzeitig zu erkennen, um so Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen. https://www.safia.tech
Tunen Agronomy nutzt Künstliche Intelligenz, um das Betriebsmanagement von Ackerbaubetrieben zu optimieren. Mit einem starken Fokus auf Datenerhebung, Datenmanagement und Datenanalyse hat Tunen den ersten agrarwirtschaftlichen Sprachassistenten entwickelt. https://www.tunen.ai
ValueGrain aus Hamburg hat eine Technologie entwickelt die Biertreber aus Brauereien zu einem flüssigen Mehl verarbeitet. Dieser veredelte Rohstoff kann bis zu 35 % des Weizens und anderer herkömmlicher Mehle in Produkten wie Brot, Nudeln, Pizza oder Keksen ersetzen und auch als Hauptbestandteil von Fleischalternativen verwendet werden, vor allem, wenn der Schwerpunkt auf einem Clean-Label- und regionalen Beschaffungsansatz liegt. https://value-grain.com