Herzensdinge aus Thüringen
Wie ein Gastwirt das Kloßherz erfand. Wie das Schmalz vegan wurde. Worin Erfurt mindestens so gut wie Dubai ist. Drei Thüringer Produkte, in denen Leidenschaft steckt.
Goldgelb brutzeln fünf Herzen in der Pfanne. „Oh, was ist das denn?“, fragen zwei Frauen entzückt und nehmen mit dem Zahnstocher eine Kostprobe. Es sind Kartoffelklöße, der Geschmack ist klassisch, die Form umso ungewöhnlicher. „Wir wollen ein bisschen Magie aus der Kartoffel holen“, sagt Matthias Schade, der das „Kloßherz“ erfunden hat. Das ist ihm gelungen. Die edlen Verpackungen mit den Herzklößen finden im Thüringer Bogen in Halle 20 reißenden Absatz – und nicht nur dort.
Kloßherzen frisch aus der Tüte
Matthias Schade ist Inhaber und Betreiber eines Landgasthofes in Gotha-Boilstädt. Als während der Corona-Pandemie alle Gastronomiebetriebe schließen mussten, hielt er sich nicht lange mit Hadern auf, sondern tüftelte weiter an seinem Herzensprojekt: einem Kartoffelkloß-Donut. „Den hatte ich eigentlich als kleines, lustiges Kartoffelprodukt für Kinder entwickelt“, erzählt er. Nun nutzte er die unverhoffte Freizeit, um das Herstellungsverfahren zu perfektionieren.
Ergebnis: „Wir haben es geschafft, aus dem Kartoffelteig ein formstabiles Produkt zu machen, das nicht gekühlt werden muss.“ Das heißt, die Kartoffelherzen oder -donuts halten sich ohne Kühlung drei Monate im Beutel, bis sie frisch in die Pfanne kommen. Das Verfahren brachte ihm einen Innovationspreis und Forschungsgelder ein. Inzwischen hat Schade die „Schadinis Kloßmanufaktur Gotha“ gegründet, sein Verfahren als Weltpatent gesichert und verhandelt mit Investoren, denn seine Produktionskapazitäten reichen für die Nachfrage nicht mehr aus.
Pistazien-Nougat-Trüffel von der Erfurter Krämerbrücke
Steffen Mewers schneidet die „Brückentrüffel“ in winzige Stücke - schon das macht süchtig. „Wenn man die Trüffel im Mund zergehen lässt, hat man diesen schokoladigen Schmelz“, erklärt er und reicht den nächsten Pistazientrüffel. „Pistazientrüffel machen wir schon seit drei Jahren.“ Also lange vor dem Hype um die Dubai-Schokolade. Die hat die Goldhelm Schokoladen Manufaktur von der Erfurter Krämerbrücke auf Kundenwunsch auch im Programm, aber nicht auf der Grünen Woche. Dafür gibt es hier im Thüringer Waldshop feinste Trüffel, dunkle Schokolade mit Sauerkirschen oder Pinienkernen und Haselnüssen, Seglerschokolade oder Erfurter Rumtopf. Alles handgemacht und lecker.
Mit Omas Tipps: Veganes Schmalz und Wilde-Ziege-Frischkäse
Regionale Delikatessen, die gut schmecken und ohne Zusatzstoffe auskommen - das ist den Brüdern Steffen und Jörg Weiß besonders wichtig. Sie führen die Feinschmeckerschmiede in Erfurt, einen Familienbetrieb, der zu DDR-Zeiten noch eine Gärtnerei war. „Wir arbeiten mit natürlichen Konservierungsstoffen und greifen auf die Rezepte und Erfahrungen unserer Großmutter zurück“, sagt Jörg Weiß. Auf der Grünen Woche verkaufen sie Frischkäse als „Mediterrane Creme“, „Meerrettich-Kick“, „Gaumenfeuer“ oder „Wilde Ziege“, außerdem „Omas Griebenschmalz“ und ganz neu: veganes Schmalz - ohne Palmöl, dafür mit Kokosfett, Zwiebeln und Äpfeln. „Wenn schon vegan, dann muss es auch gesund sein“, sagt Jörg Weiß.