Fast Food aus dem Mittelalter
Bayern ist mehr als Bier und Blasmusik. An den Ständen fränkischer Aussteller entdeckten Besucherinnen und Besucher der Grünen Woche kulinarische Kulturgüter.
Wer sich schon mal gefragt hat, warum die Nürnberger Bratwurst so klein ist, muss Ines Filipovic fragen. Sie kennt alle Geschichten und Legenden, die sich um das Würstchen ranken und vertritt auf der Grünen Woche den Schutzverband Nürnberger Bratwürste (Halle 22, Stand 225). „Weil die Tore der Stadtmauer abends geschlossen wurden, überlegten sich findige Händler, wie sie ihre Kunden auch noch zu später Stunde mit der Spezialität versorgen konnten“, verrät sie. „Die sieben bis neun Zentimeter große Wurst passte durchs Schlüsselloch.“ Größe, Zutaten – darunter der charakteristische Majoran – und Herkunft sind inzwischen durch ein blau-gelbes Siegel geschützt. Das Rezept stammt aus dem Jahr 1313. Ein eigenes Bratwurstmuseum erzählt in Nürnberg die Geschichte der mittelalterlichen Erfindung, die laut dem Schutzverband als erstes Fast Food Deutschlands gilt.
Goethes Lieblingswein
In der Bayernhalle sind viele fränkische Aussteller vertreten. Urlaubsregionen wie das Altmühltal oder oberfränkische Städte wie Kronach stellen ebenso aus wie Weinanbaugebiete. Bruno Kohlmann vom Weingut Kohlmann-Scheinhof, Vorsitzender der Winzervereinigung Fränkisches Gewächs, ist bereits zum 20. Mal auf der Grünen Woche. Schon Johann Wolfgang von Goethe soll ein Fan der fränkischen Weine gewesen sein. „Das Besondere an unseren Lagen sind die unterschiedlichen Böden entlang des Mains“, betont er. Auf Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper wachsen auf einer Fläche von 6000 Hektar verschiedene Sorten. Bruno Kohlmann empfiehlt seinen Gästen gerne Silvaner, den sie online versandkostenfrei bestellen können.
Frucht mit Geschichte
Neben dem Wein findet auch die Zwetschge, eine Unterart der Pflaume, in Franken beste Bedingungen vor. Um 1900 wurden die getrockneten Früchte noch direkt an das britische Königshaus exportiert. Inzwischen haben sie zumindest international an Bedeutung verloren. Dabei leisten die Bäume, die oft auf Streuobstwiesen wachsen, einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Heute verhelfen ihr heimische Metzgereien, Konditoreien und Brennereien mit Unterstützung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) dank der Kampagne „Fränkische Zwetschge“ zu einem Comeback. Meike Prestele verkostet am Stand B220 Zwetschgenwurst, -chutney oder -gelee, das besonders gut zu kräftigem Bergkäse schmeckt. Wir haben aber auch schon Zwetschgenglühwein und Zwetschgenlebkuchen hergestellt“, sagt sie. Ein beliebter Absacker ist das Zwetschgenwasser, das schon seit dem Mittelalter hergestellt wird. Alle zwei Jahre wird die beste Brennerei mit einem Staatspreis ausgezeichnet.