Alles zum Ausprobieren in der Klimawerkstatt
Wie können sich Städte und Menschen an den Klimawandel anpassen? Das Bundesumweltministerium zeigt auf der Grünen Woche Lösungsansätze und lädt zum Mitmachen ein.
Am Eingang der „Klimawerkstatt“ steht erst mal ein ernüchterndes Szenario. Auf runden Holzplatten sind fünf deutsche Städte mit ihren aktuellen Durchschnittstemperaturen abgebildet. Dreht man sie um, sieht man die jeweilige klimatische Zwillingsstadt. Was anschaulich machen soll: Im Jahr 2075 könnte es in Hamburg so warum sein wie aktuell im südwestfranzösischen Bordeaux; die Durchschnittstemperatur würde von aktuell 10,2 Grad auf 15,1 Grad steigen. Köln (aktuell 12,8 Grad) würde so warm wie Split in Kroatien (17,9 Grad Durchschnittstemperatur). Die Zahlen basieren auf einer Studie des Umweltbundesamtes.
Wie warm auch immer es am Ende wird – der Klimawandel ist ein unumstößlicher Fakt und er bringt eine Reihe von Anpassungsaufgaben mit sich. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat deshalb seinen Auftritt in der „grünerleben“-Halle 27 auf der Grünen Woche unter das Motto gestellt: „Klimawerkstatt. Zusammen für ein gutes Leben“. In dem mit hellem Holz gestalteten offenen Pavillon hat das Ministerium dafür zahlreiche Stationen aufgebaut, die sich der Anpassung an Klimafolgen beschäftigen und wie Stadt und Land ganz praktisch auf den Klimawandel reagieren können.
Im Handumdrehen zum klimafreundlichen Kinderspielplatz
Wie schützen wir die Gesundheit im Klimawandel? Wie gestalten wir unsere Städte? Wie sichern wir unsere Landwirtschaft? Wie stellen wir die Natur wieder her? Das sind die Themen, zu denen es viel zu lesen, zu hören, aber auch zum Ausprobieren gibt. So steht gleich hinter dem Klimazwillings-Mobile ein großer Tisch mit einem interaktiven Stadtmodell. Einen klassischen zubetonierten Parkplatz zum Beispiel können die Besucherinnen und Besucher mit einer Kurbel in ein klimafreundliches Modell verwandeln, bei dem durchbrochene Pflastersteine für Versickerungsflächen sorgen. Oder einen öden, ebenfalls versiegelten Kinderspielplatz durch einen klimaangepassten Spielplatz ersetzen – mit Grünflächen, Sonnensegel und einem Wasserspiel. Zwischen den einzelnen Elementen erklären Texttafeln die vielen Möglichkeiten und wie sie helfen, Städte herunterzukühlen und den Bewohnern ein besseres Umfeld zu bieten.
Natur im Glas – gerne auch zum Mitnehmen
Jeden Tag gibt es ein Bühnenprogramm mit Vorträgen und Quizspielen. Ein großes Thema ist dabei die Gesundheit in Zeiten des Klimawandels – von Pollenallergie über die Psyche bis zur Frage, wie Sportvereine und Verbände auf steigende Temperaturen reagieren sollten. Aber auch Impro-Theater, Kindermitmachtheater und Informationen zu naturnahen Wohngebieten oder nachhaltiger Stadtplanung stehen auf dem Plan.
Bei Simone Kellerhof geht es darum die Natur haptisch zu erleben: An der Station „Natur im Glas“ bastelt die Gründerin der „Material Mafia“ mit Besucherinnen und Besuchern Flaschengärten. In ein Einweckglas kommen etwas Erde, Moos, Rinde und Kies und dann eine kleine Glockenblume oder Grünpflanze. Dann wird der Deckel geschlossen – und die Pflanze muss nicht mehr gegossen werden. „Ein eigenes Ökosystem entsteht, weil Luft und Feuchtigkeit im Glas zirkulieren“, sagt Kellerhof. Das finden dann vor allem die Erwachsenen verblüffend. Die Kinder wissen meist noch nichts von Photosynthese.